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Berichte

Senegal: Weltsozialforum 2011: Eine Woche der Aktion in Dakar

(von George Esunge Fominyen, Global Voices Online)

Frauenrechtsaktivistinnen beim Eröffnungsmarsch des WSF 2011

Dakar, die Hauptstadt des westafrikanischen Landes Senegal, wurde mit AktivistInnen und Aktivisten aus der ganzen Welt belebt, welche sich unter dem Banner des Weltsozialforums [1] versammelten um zu sagen, dass eine andere Welt möglich ist. Der Ton zu diesem Treffen der Anti-Globalisierung und anti-kapitalistischen Gruppen wurde von Evo Morales, der Präsident Boliviens, gesetzt, der der jubelnden Menge bei der Eröffnung der Veranstaltung sagte, dass der Kapitalismus sich in Agonie befindet und dies wurde von seinem linken Begleiter Ignacio Lula da Silva bekräftigt, der am Montag zu Teilnehmer des Forums sagte, dass die globale Finanzkrise beweise, dass der Kapitalismus gebrochen sei.

Politisch Linksstehende veröffentlichen [2] einige der markanten Zitate der beiden lateinamerikanischen Staats-und Regierungschefs, die von Gewerkschaftern zu Präsidentschaft ihres Landes aufstiegen und betonen auch den Unterschied zwischen dem Soziaforum und dem Davoser Weltwirtschaftsforum:

Während letzteres CEOs (Chief Executive Officer - Vorstandschef - Anm.d.Ü.) anzieht, die in Vier-Sterne-Hotels schlafen und Runden auf den Schweizer Skipisten drehen, sind die Teilnehmer des Weltsozialforum glücklich, in Lagern an Straßenseiten zu kampieren oder bei Einheimischen zu nächtigen, um an der jährlichen anti-kapitalistischen Versammlung teilzunehmen. Statt in Anzügen kommen sie in abgetragenen Hemden und Hosen aus organischer Baumwolle, wie Lula, der vor der jubelnden Menge in einem informellen weißen Hemd sprach. Die Präsentationen erfolgen spontan, einschließlich einer feurigen Stegreifrede vom bolivianischen Präsident Evo Morales am Sonntag, der vor der versammelte Menge sagte, dass der Kapitalismus in seinem Todeskampf liege. "Wir können es an der globalen Finanzkrise sehen. Wir können es am Klimawandel und der globalen Erwärmung erkennen", sagte Morales, der im Jahr 2005 zum Führer gewählt wurde, erstmalig auserkoren aus der indigenen Mehrheit Boliviens.

In einer Zeit, wo viele Länder der nördlichen Hemisphäre die Regeln verschärfen, um ihre Türen vor einer ständig wachsenden Zahl von Migranten der Südhalbkugel zu schließen, zählt Migration zu den Top-Themen, welche im Forum diskutiert werden. Laut den Blogs von Baji (Black Alliance for Just Immigration - Schwarze Vereinigung für faire Einwanderung, Anm. d. Ü.) [3] gab es auch Workshops zu Inter-afrikanischen Migration, welche die Komplizenschaft der west- und nordafrikanischen Länder bei der Verletzung der Rechte der Migranten offenbart:

"Die nordafrikanischen Länder Mauretanien, Marokko, Algerien und Libyen haben nicht-öffentliche bilaterale Abkommen mit den europäischen Ländern Italien, Spanien, Malta, Portugal und Frankreich unterzeichnet, um als deren Grenzkontroll-Agenten zu handeln. Nordafrikanische Länder deportieren routinemäßig senegalesische Migranten in ihre Heimatländer, mit vielen Verletzungen ihrer Menschenrechte. Migranten aus ganz Westafrika werden nach Mali abgeschoben, ohne Rücksicht auf ihre Nationalität. Die Migranten werden oft brutal zusammengeschlagen, ausgeraubt und an den Grenzen kaserniert. Im Austausch für ihre Dienste erhalten die nordafrikanischen Länder Entwicklungshilfe und militärische Hilfe aus dem europäischen Ausland. Senegal hat auch Vereinbarungen mit einigen europäischen Ländern unterzeichnet, deportierte Senegalesen zu akzeptieren und Frontex, der Europäischen Union Grenzschutzagentur, vollständigen und freien Zugang zu ihrem Hoheitsgebiet zu gewähren."

Am Donnerstag berichtete der Blog "Poverty Matters" (Armut ist bedeutsam, Anm.d.Ü.) auf der Website der britischen Zeitung "The Guardian" [4], dass Migranten, kleine Fischereibetriebe und Teilnehmer des Weltsozialforums auf den Straßen und an der Küste vor dem Frontex-Büro in Dakar, Senegal, zu einer Demonstration gegen die EU-Grenzschutzagentur zusammenkommen:

"Die Protest-Organisatoren sagen, dass Grenzpatrouillen vor der Küste von Senegal und Mauretanien Boote zwingen, aufs offene Meer zurück zu kehren, was eine Gefährdung für die MigrantInnen bedeutet, die eine Reise nach Europa planen, und für die örtlichen Fischer, die die Küstengewässer nutzen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen."

Eine andere Welt ist möglich. Foto-Copyright bei Priority Africa Network [5]

Landraub ist das andere Thema, das großes Interesse auf sich gezogen hat - von Priestern unter der Schirmherrschaft von CARITAS bis zu namhaften Nichtregierungsorganisationen (NGO) wie Oxfam, ActionAid und La Via Campesina, deren Aktivisten den Zweck ihrer Anwesenheit [6] beim Weltsozialforum in Dakar gebloggt haben:

"Die Landwirte der Welt gegen Landraub: Land für diejenigen, die das Land bearbeiten und die Welt ernähren", wie eine ihrer Fahnen erklärt. Dieses Thema wird in verschiedenen Workshops, die La Via Campesina während des gesamten Forum anbieten wird, bearbeitet. Darüber hinaus wird sich La Via Campesina auf die Themen Klimawandel, Gewalt gegen Frauen und die Notwendigkeit der Erhaltung des Saatgutes der lokalen Bauern konzentrieren."

Inmitten der Diskussionen und Proteste gibt es jedoch das Gefühl von vielen Teilnehmern, dass das Niveau der Organisation des Forums nicht das Beste war. Die Veranstaltung wird an der Dakar Chiekh Anta Diop Universität durchgeführt, deren Hörsäle die Tausende von Workshops beheimaten sollten, was aber nicht wirklich der Fall war. Der Unterricht wurde fortgesetzt mit dem Ergebnis, dass viele Gespräche abgesagt oder neu angesetzt werden mussten.

Mbong Akiy Blogging für Greenpeace [7] hatte Folgendes über den ersten Tag angemerkt:

"Die Logistik am ersten Tag der Veranstaltung hat mich ein wenig beunruhigt. Ungereimtes war an verschiedenen Stellen der Forum-Website sichtbar während Stände auf staubigem Boden errichtet wurden. Tische und Stühle - benötigt von NGO's zur Ausstattung ihrer Stände - gab es kaum oder waren gar nicht verfügbar."

Die fehlende Organisation hat jedoch die zivilen Akteure nicht davon abgehalten zu handeln. Ryan Schlief und Prsicila Neri reisten nach Dakar, um sich mit wichtigen Verbündeten ihrer Kampagne gegen Zwangsräumungen zu treffen und zu lernen, wie Aktivisten auf der ganzen Welt Videos für ihr Eintreten gegen Zwangsräumungen nutzen, und es ist ihnen gelungen, das Thema zu erörtern und ein Video mit Aktivisten aus Simbabwe zu produzieren, wie es hier zu sehen [8].

WITNESS (Zeuge, Anm.d.Ü.)[9] und andere Land- und Wohnrechte-Organisationen unterzeichneten eine öffentliche Erklärung [10] in der sie fordern, die geplante Zwangsräumung von Tausenden in Ghanas Hauptstadt Accra zu stoppen. Die Unterschriften-Kampagne wurde auf dem Weltsozialforum in Dakar, Senegal, organisiert:

Die entlang der Eisenbahn lebenden Gemeinden wurde am 21. Januar aufgefordert ihre Häuser zu verlassen, um für die im Februar vorgesehene Sanierung des Landesschienennetzes Platz zu machen. Es wurde berichtet, dass die eventuell diese Woche stattfindende Zwangsräumung etwa 25.000 Menschen betreffen werde.

Das Weltsozialforum erfährt in der Regel von den Mainstream-Medien Aufmerksamkeit am Beginn und am Ende, aber mehrere Teilnehmer haben per Twitter [11] und Facebook ihre Erfahrungen in Dakar veröffentlicht, während das Panos-Institut Westafrika - realisiert von einer Gruppe afrikanischer Journalisten - von der Veranstaltung in Zeitungsform (täglich ein Forum), im Radio und Online einschließlich eines Liveblog [12] berichtete.

Andere Blogger in Dakar sind Nikke Alex, die über die Gedanken einer Diné-Frau schreibt [13] und D2D-Weltsozialforum Dakar 2011 [14]. Black Alliance zeigt schöne Fotos von Dakar auf ihren Flickr-Seite. [15]

Fußnoten:

[1] das Weltsozialforum: http://en.wikipedia.org/wiki/World_Social_Forum

[2] Veröffentlichungen der politischen Linken: http://politicalleft.blog-city.com/world_social_forum_capitalism_is_broken.htm

[3] Blogs von BAJI: http://blackallianceblog.blogspot.com/2011/02/world-social-forum-workshops-begin.html

[4] Blog von " Poverty Matters" (Armut ist bedeutsam) auf der Website der englischen Zeitung "The Guardian": http://www.guardian.co.uk/global-development/poverty-matters/2011/feb/10/world-social-forum-2011-dakar-fast-crowded

[5] Foto: http://globalvoicesonline.org/2011/02/12/senegal-world-social-forum-2011-one-week-of-activism-in-dakar/social-forum/

[6] AktivitstInnen bloggen über den Zweck ihrer Anwesenheit: http://viacampesina.org/en/index.php?option=com_content&view=article&id=1026:peasants-from-la-via-campesina-join-the-world-social-forum-opening-march-&catid=25:world-social-forum&Itemid=34

[7] Mbong Akiy bloggt für Greenpeace : http://www.greenpeace.org/africa/en/News/Blog/world-social-forum-its-take-off-time/blog/33251

[8] siehe hier: http://blog.witness.org/2011/02/dispatch-from-dakar-witness-at-the-world-social-forum/

[9] WITNESS: http://blog.witness.org/

[10] unterzeichneten ein öffentlichen Vertrag: http://blog.witness.org/2011/02/ghana-railway/

[11] Twitter-Veröffentlichung: http://twitter.com/#search?q=%23WSF2011

[12] Online einen Liveblog einschließend: http://www.panos-multimedia.org/flamme/

[13] Gedanken einer Diné-Frau: http://nikkealexis.blogspot.com/

[14] D2D - Weltsozialforum Dakar 2011: http://d2dworldsocialforumdakar2011.blogspot.com/

[15] Flickr-Webpage: http://www.flickr.com/photos/blackalliance/sets/72157625866166423/#http://www.flickr.com/photos/blackalliance/sets/72157625866166423/

(Übersetzung aus dem Englischen: Torsten Trotzki)

 

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