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Das Politikum Sprache

Ideen zur Verbesserung der Kommunikation auf dem WSF

(von Torsten Trotzki)

Das auf dem WSF 2005 die Übersetzung sehr schlecht funktionierte ist unter den Nicht-LateinamerikanerInnen unbestritten, wie auch auf dieser Website eine Reihe von Beträgen zu diesem Thema dokumentieren.

Jetzt werden Verbesserungsvorschläge diskutiert wie derjenige von Bernard Cassen (attac-Frankreich, Redakteur von der "Le Monde Diplomatique"), auf dem Weltsozialforum solle nicht Englisch sondern Romanisch, d.h. Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Italienisch gesprochen werden. Auf diese Weise werde der US-Imperialismus linguistisch unterminiert. Zurecht wertet Elmar Altvater in seinem Beitrag Das große Treffen" diese Idee als "aberwitzig, denn das Weltsozialforum ist kein romanisches Sozialforum und wenn schon große Sprachen gesprochen werden sollen, warum dann nicht Chinesisch oder Russisch, Arabisch oder Suaheli?" 

Altvater schlägt selbst vor, eine „Steuer auf die linguistische Seignorage des Englischen zur Erleichterung globaler Kommunikation“ (könnte „taxa sobre a seignorage linguistica para a facilitaçao da comunicaçao global“ genannt werden, z.B. mit dem Acronym Tax-Ascii) zu erheben. Diese Abgabe könnte wenige Cent auf englischsprachige Publikationen ausmachen, um auf diese Weise einen Fonds zu bilden, der von der UNESCO zu verwalten wäre." Daraus könnten dann professionelle DolmetscherInnen und Technik finanziert werden. Altvater weiß jedoch um den langen Zeitraum, den es braucht, bis solche Großlösungen praktisch greifen. Daher schließt er seinen Artikel mit dem allgemeinen Appell, "die eigenen linguistischen Kompetenzen zu verbessern".

Meines Erachtens könnte jedoch eine weitere Idee kurzfristig mehr Erfolg haben. Die Formumsleitung sollte von der Zielvorstellung Simultanübersetzung abgerücken und stattdessen die konsekutive Übersetzung - d.h.abwechselndes Reden und Übersetzen - in den Vordergrund stellen. Erfahrungsgemäß fallen schon aus Zeitgründen so die Redebeiträge nicht nur der VeranstalterInnen in der Regel deutlich kürzer und prägnanter aus, sondern auch die der DiskutanntInnen, was dennoch in der Regel die inhaltliche Qualität nicht entscheidend beeinträchtigt. Die konsekutive Technik benötigt auch keine speziellen Übertragungsanlagen und keine von den ZuhörerInnen bei der Entgegennahme der Hörgeräte zu hinterlegenden Ausweisdokumente. Und sie ist besser kompatibel zur Kleingruppenarbeit, den es ist wohl vermessen zu glauben, dass jemals die Forumsleitung auch für Kleingruppen Simultanübersetzung flächendeckend wird anbieten können.

Natürlich hat die konsekutive Methode da ihre natürliche Grenze, wenn in mehrere Sprachen übersetzt werden muss. Doch warum soll es nicht möglich sein, dass sich die Forumsleitung vorab rechtzeitig auf Englisch als die zentrale Veranstaltungssprache festlegt, dann hängt es "nur" noch von dem Willen der Veranstaltungsdurchführenden ab, genügend DolmeterInnen zu finden, die ausreichend von und ins Englische übersetzen können. Diese Entscheidung darf KEIN Politikum sein, ist es aber offenbar in höchstem Maße, wie der Artiel "BABELS und NOMAD - Anmerkungen zur Barbarisierung der Kommunikation auf dem 5. Weltsozialforum 2005" von Peter Naumann aufzeigt. 

Wer auf dem WSF an der Veranstaltung "Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen. Interkontinentaler Dialog über Theorie und Praxis einer sozialen Bewegung gegen, in und jenseits von Staat und Kapital" (Themenbereich F, 30. Januar 2005, organisiert von Attac-Deutschland) teilnehmen konnte, hat die Vorzüge der konsekutiven Methode eindrücklich bewiesen bekommen. Trotz 40 Grad Hitze, Lärm durch Ventilatoren, ausgefallener NOMAD-Übertragungstechnik und Kleingruppen-Arbeit war eine akzeptable Verständigung unter allen TeilnehmerInnen möglich. Zwar nicht wie im Programm angekündigt in Deutsch, aber wenigstens in Portunol (Mischung aus Protugiesisch und Spanisch) und Englisch. Das Wunder der Verständigung funktionierte nicht zuletzt auch deshalb, weil alle ReferentInnen - darunter John Holloway - bereit waren als konsekutive DolmetscherInnen zu fungieren.

 

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