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Berichte

Vom Wunschtraum von einer besseren Welt

Das Weltwirtschaftsforum in Davos ist abgeschlossen, das Weltsozialforum in Porto Alegre geht zu Ende. Eine Woche lang diskutierten die Reichen im Norden und die weniger Reichen im Süden über die Probleme des Planeten. Besonders Letztere haben es schwer. Ein Bericht über Armut, das Helfen wollen und die Wirklichkeit.

(von VON CARL D. GOERDELER UND SIBYLLE TEPPER, Frankenpost)

PORTO ALEGRE - Die Kämpfer für eine gerechtere Welt tun sich bisweilen schwer bei der direkten Begegnung mit der Armut. Am Eröffnungstag zogen 200 000 Demonstranten durch Porto Alegre, während die Armen gegen den Strom zogen und gekühltes Wasser und Bier verkauften, manchmal sogar eine unter Globalisierungskritikern verpönte Dose Coca-Cola. Mitfühlende Händler boten ein Stück Zeitungspapier zum diskreten Einwickeln an. Schuhputzer hatten an dem Welttreffen der Sandalenträger jedoch weniger Freude.

Dass das Aufeinandertreffen der Armen und weniger Armen auch beim Weltsozialforum nicht immer friedlich verläuft, darauf weisen die Sicherheitswarnungen der Veranstalter hin. Sie raten, keine Wertsachen dabei zu haben, mit dem Mobiltelefon nicht auf offener Straße zu telefonieren, nicht allein einzukaufen, bei Überfällen die Ruhe zu bewahren, sich die Diebe genau anzuschauen, ihnen zu geben, was sie verlangen, und darauf zu achten, ob sie eventuell bewaffnet sind.

Zum Wochenende machte das Großaufgebot linker Stars des Weltsozialforums wie die Schriftsteller Eduardo Galenao (Uruguay) und Ignacio Ramonet (Spanien) und die Bürgerrechtlerin Maude Barlow (Kanada) den Teilnehmern Mut, weiter für eine andere, bessere Welt zu kämpfen. Aber bis diese Vision Realität wird, ist die Welt der Globalisierungskritiker erst mal vor allem ein Lebensgefühl.

Das zeigt sich im Jugendcamp am deutlichsten. 26 000 junge Leute campen in Zeltstraßen, denen sie Namen gegeben haben: In der „Hiphop City“ feiern die Brasilianer die besten Parties, findet die 24- jährige Julia aus Köln. Die Zeltzeile mit den größten Zelten ist nach dem reichsten Stadtviertel Sao Paolos „Alphaville“ benannt, eine andere heißt Gazastreifen, da dort Palästinenser und Israelis, allerdings friedlich, nebeneinander campen. Das Libellen-Viertel wird besonders von diesen Insekten geplagt.

Eine Forderung vieler Veranstaltungen des Weltsozialforums ist im Jugendcamp schon mal Wirklichkeit geworden: Dort gibt es an Zapfstellen Trinkwasser für alle. Außerdem haben die Organisatoren für Hygiene gesorgt. Es gibt Chemietoiletten und zweihundert Gemeinschaftsduschen im Freien, wo die Camper im Bikini und Badehose den Schweiß des Tages abduschen können. Und sogar organische Seife wurde verteilt, denn das Duschwasser soll den kleinen, neu gepflanzten Bananengarten bewässern und düngen. Eine Mahnung gab es aber auch hier: Nicht zu lange duschen. Pro Minute werden 7,5 Liter Wasser verbraucht. (dpa)

USA am Pranger: Teilnehmer des Weltsozialforums demonstrierten beim Besuch des venezuelanischen Präsidenten Hugo Chavez als Naturvolk gegen den amerikanischen Imperialismus. FOTO: AFP

Weltsozialforum

Das 5. Weltsozialforum war am vergangenen Mittwoch mit einem
„Friedensmarsch“ von rund 200 000 Globalisierungskritikern eröffnet worden. Täglich standen rund 500 Seminare, Vorträge, Debatten, Workshops und künstlerische Aktivitäten auf dem Programm. Das WSF findet parallel und als „Gegenpol“ zum Weltwirtschaftsforum in Davos statt.

Neben Persönlichkeiten wie der Friedensnobelträgerin Wangari Maathai aus Kenia, Brasiliens Befreiungstheologen Leonardo Boff und dem portugiesischen Literaturpreisträger José Saramago kamen in Porto Alegre Vertreter von Umweltschutz-, Indio-, Bauern-, Homosexuellen-, Prostituierten- und vielen anderen Gruppen zusammen.

Im nächsten Jahr soll das WSF in mehreren Städten auf mindestens drei Kontinenten (Afrika, Asien und Lateinamerika) „dezentralisiert“ stattfinden, um noch mehr Menschen die Teilnahme zu ermöglichen.

Die Forderungen

Die Teilnehmer des Weltsozialforums verständigten sich auf einen
Zwölf- Punkte-Katalog, das „Manifest von Porto Alegre“. Sie forderten unter anderem die Verlegung des UN-Sitzes auf die südliche Erdhalbkugel, einen Schuldenerlass für die armen Länder, eine Besteuerung von internationalen Finanztransaktionen, die Förderung eines gerechten Handels, die Ernährungssouveränität für alle, den Abzug der US-Truppen aus allen ausländischen Militärstützpunkten und eine Garantie des Rechts auf Arbeit und der Trinkwasserversorgung für alle Länder.

 

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