zur Startseite
Das deutschsprachige Informationsportal
zur weltweiten Sozialforum-Bewegung
zur Startseite zur Startseite
| Aktuell  | Termine  | Links  | Forum  | Feedback  | Newsletter  | Suche: 
 
Schnell-Info
zurück zur Startseite

Berichte

Chávez begeistert Sozialforum

Dem Welttreffen in Porto Alegre folgen internationale Kampagnen

(von Gerhard Dilger, Neues Deutschland)

Mit einem Appell zum Widerstand gegen den Neoliberalismus hat Venezuelas Präsident Hugo Chávez zum Abschluss des Weltsozialforums (WSF) in Brasilien Tausende begeistert.

Der unbestrittene Star der lateinamerikanischen Linken ist Hugo Chávez schon länger. Nun möchte sich Venezuelas Staatschef gleich noch an die Spitze der Weltbürgerbewegung setzen: Das Weltsozialforum müsse seiner sozialen Agenda auch eine »Strategie der Macht« hinzufügen, sagte er bei einem Besuch auf einer Kooperative der Landlosenbewegung MST. Das »Projekt des Lebens« müsse sich gegen das »Projekt der Zerstörung dieses schönen Planeten« durchsetzen. Wenig später wurde er als Gastgeber des Amerika-Sozialforums in einem Jahr bestätigt, einer der drei oder vier für 2006 geplanten Regionalforen. Er strebe einen »menschlichen Sozialismus« an, bei dem nicht der Staat, sondern der Mensch im Mittelpunkt stehe, sagte Chávez auf einer Pressekonferenz in Porto Alegre. Als direkte Antwort auf USA-Außenministerin Condoleezza Rice, die ihn als »negativen Faktor der Region« bezeichnet hatte, rief der Präsident: »Die größte negative Kraft der Welt sind die USA.« Höhepunkt von Chávez’ Blitzvisite war der Auftritt in der Sporthalle Gigantinho, wo sich zuletzt sein brasilianischer Amtskollege Lula Pfiffe anhören musste. Vor 20000 Zuhörern wurde Chávez vom Journalisten Ignacio Ramonet zum »neuen Befreier« ausgerufen.

Schwerpunkt des Forums war jedoch stärker denn je zuvor die Vernetzung von Basisaktivisten in Workshops. Die Berichte von Fabrikbesetzern aus Argentinien, italienischen Autonomen oder einer Anti-Staudammaktivistin aus Thailand illustrierten den Ansatz des irischen Marxisten John Holloway, wonach man »die Welt verändern« könne »ohne die Macht zu ergreifen«. Zufriedenheit auch beim Auswertungsgespräch von 100 deutschsprachigen WSF-Delegierten. »Das Weltsozialforum ist durch die gewachsenen Netze inzwischen wirklich immer und überall«, schwärmte Attac-Sprecher Philipp Hersel. Der beschlossene Zwei-Jahres-Rhythmus für die Großforen setze mehr Energien für lokale und nationale Aktivitäten frei.

Zum Abschluss des 5. Weltsozialforums im südbrasilianischen Porto Alegre beteiligten sich Zehntausende an einer Demonstration gegen die geplante gesamtamerikanische Freihandelszone ALCA.

Aktivisten sozialer Bewegungen aus aller Welt einigten sich auf gemeinsame Kampagnen, etwa gegen die Besetzung Iraks durch die USA am 19. und 20. März oder für internationale Agrarreformen am 17. April. Nach Angaben des Organisationskomitees nahmen am diesjährigen WSF 155000 Menschen aus 135 Ländern teil. Im selbst verwalteten Jugendcamp zelteten 35000 Jugendliche. Hunderte Aktionsvorschläge, die sich aus den rund 2500 Veranstaltungen ergaben, wurden an Wandtafeln geheftet. Im »Manifest von Porto Alegre« fordern 19 Intellektuelle, darunter die Nobelpreisträger Adolfo Pérez Esquivel und José Saramago, einen Schuldenerlass für arme Länder und eine Erhöhung der Entwicklungshilfe. Zugleich werden Steuern auf Devisengeschäfte, Auslandsinvestitionen und Rüstungsexporte verlangt. Als dringlich bezeichnen die Verfasser Maßnahmen gegen den Klimawandel und für den Schutz der sozialen Menschenrechte. Die Privatisierung der »Gemeinschaftsgüter der Menschheit« müsse gestoppt und insbesondere der Zugang zu Trinkwasser zu einem Menschenrecht erklärt werden. Die Intellektuellen lobten das Weltsozialforum als einen »öffentlichen globalen Raum der Bürgerrechte und der Kämpfe«.

 

« zurück zur Übersicht