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Global zuhören, afrikanisch handeln

Afrika-Weltsozialforum in Malis Hauptstadt Bamako endet mit Bekenntnissen zur stärkeren Vernetzung der Aktivisten

(von  HAKEEM JIMO, die tageszeitung)

Ein Weltsozialforum ist immer auch eine Messeschau. Weil Nichtregierungsorganisationen (NGOs) aus armen Ländern sich stets auf Suche nach neuen Geldgebern befinden, sehen viele von ihnen eine solche Veranstaltung als Möglichkeit zur Selbstdarstellung. Das Afrika-Weltsozialforum in Malis Hauptstadt Bamako, das am Montagabend zu Ende ging, ist diesem Trend nicht komplett entronnen. Vor dem Hintergrund des Wettbewerbs, gar des Futterneids, seien viele Gruppen nicht bereit, die eigene Agenda zugunsten einer gemeinsamen Sache aufzugeben, sagt Pierre Johnson von der französischen Organisation "Bridge Initiative", die Beratung für die Vernetzung zivilgesellschaftlicher Gruppen und den Umgang mit Regierungen anbietet.

Aber nicht alle Veranstaltungen liefen nach diesem wenig produktiven Muster ab. "Wir müssen es schaffen, die bloße Konfrontation mit unseren Gegnern durch gemeinsame Arbeitsabkommen auf unserer Seite abzulösen", sagt Johnson. Das Weltsozialforum in Mali, eines von drei "polyzentrischen" Weltsozialforen dieses Jahres, war ein Schritt in diese Richtung. So formulierten die Akteure im Themenfeld "Wasser" nach Diskussionen über Privatisierung von Trinkwasser oder Wasserverschmutzung durch Goldbergbau ein gemeinsames Aktionspapier, zu dessen Ausarbeitung sich NGO-Vertreter aus nördlicher und südlicher Hemisphäre mit rund 30 Parlamentariern aus Mali und anderen Ländern zusammentaten.

Das Aufeinandertreffen lokaler und globaler Themen, das gezielte Treffen engagierter Menschen, die sich sonst höchstens per E-Mail austauschen - das war die Grundstimmung dieses Forums, obwohl weniger als die geplanten 25.000 Teilnehmer kamen. Das in England entstandene "Tax Justice Network" versprach sich von der Teilnahme in Mali einen Anstoß für ein Partnernetzwerk. Im Seminar über Steuer- und Kapitalflucht knüpften sie an die Arbeit der Nigerianer von "Friends of the Earth" aus dem Niger-Flussdelta an, die ebenfalls erkannt hatten, das gesellschaftliche Gerechtigkeit mit einer fairen Verteilung der Ressourcen, der Profite aus ihrer Ausbeutung und deren Besteuerung beginnt. Auch wenn zunächst der Kampf gegen Steueroasen was anderes zu sein scheint als der gegen den Diebstahl von Ölgeldern in Nigeria - hier wurden Gemeinsamkeiten entdeckt.

In einer Veranstaltung geht es um die Frage, ob Afrika fünfzehn Jahre nach der "Charta von Arusha" von 1990, als zivilgesellschaftliche Gruppen aus dem ganzen Kontinent die Beteiligung sozialer Bewegungen an der Ausarbeitung von Wirtschaftsreformen verlangten, eine neue Charta zu diesem Thema benötige. Dafür plädiert ein Rechtsanwalt aus Mali unter dem Hinweis auf die Globalisierung und auf die Gründung der "Afrikanische Union" (AU), in deren Institutionen Beteiligungsmöglichkeiten für die Zivilgesellschaft fehlten. Ein weißer Simbabwer widerspricht: Auch ein offenes Forum könne sich nicht anmaßen, für alle Menschen in Afrika zu sprechen - das Forum von Bamako habe kein Mandat, eine neue Charta zu beschließen. Dann ergreift ein älterer Nigerianer das Wort. "Mein Bruder", sagt er in bester afrikanischer Rhetoriktradition und schaut auf den weißen Kontinentmitbewohner: "Es ist wie mit der Jagd. Um ein modernes Tier zu erlegen, braucht man keinen alten Hund, sondern einen modernen."

 

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