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Berichte

Weltsozialforum: "Geld für Menschen, nicht für Bomben"

Mit einer Demonstration gegen die Politik der USA hat das Weltsozialforum in Caracas begonnen. Zu der Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsgipfel von Davos haben sich mehrere zehntausend Teilnehmer angemeldet, die sehr unterschiedlichen Gruppen angehören.

(von Michael Castritius ARD-Hörfunkstudio Mexiko, Tagesschau.de)

Selma James will in der globalen Küche einen Wandel gar kochen. Dafür ist die 68-jährige Britin vom Netzwerk "Global Women's Strike" nach Caracas gekommen. Neben ihr marschieren Frauen aus Uganda und Indien, aus Deutschland und Kolumbien, aus den USA und natürlich aus Venezuela. "Wir kämpfen dafür, dass die gesamte Gesellschaft in die Sorge füreinander investiert und nicht mehr in das Töten" sagt Selma James. "Wir wollen, dass die Staaten ihr Geld nicht für Militär ausgeben - an erster Stelle die USA - sondern dass es denjenigen zugute kommt, die für Menschen und den Planeten sorgen". Und das seien die Frauen. "Hier sind Frauen aus Uganda, die nicht einmal sauberes Wasser zum Trinken haben. Um solche Zustände zu ändern gibt es kein Geld, aber für Bomben gibt es Geld. Das muss aufhören."

Armut und Neoliberalismus angeprangert

Die Anliegen der kämpferischen Selma James sind typisch für das Weltsozialforum 2006. Rhythmisch, bunt, laut und friedlich hat es begonnen: Zehntausende zogen von der Universität Caracas aus durch die Straßen der venezolanischen Hauptstadt. Es waren meist regierungs- und parteiferne Gruppen unterwegs. Armut und Neoliberalismus wurden immer wieder angeprangert und unter anderem der Politik der USA und ihres Präsidenten George W. Bush angekreidet.

Wahlergebnis in Bolivien als Erfolg der Sozialforen

"Eine andere Welt ist möglich" ist das Motto des Treffens. Keine Theorie: Gerade erst ist in Bolivien ein indianischer Koka-Bauer in den Präsidenten-Palast eingezogen. Ein Erfolg, den sich auch die Weltsozialforen, die bereits viermal in Südamerika tagten, auf die Fahnen schreiben. Der Linksruck in vielen Staaten Südamerikas macht nicht nur in Lateinamerika Mut, sondern auch in Hessen - bei der IG Metall Jugend Friedberg. Von dort ist Jens Lohhof nach Caracas gekommen. Es gehe darum zu zeigen, dass es andere Möglichkeiten als den Neoliberalismus gibt, meint er. "Ich glaube, dass die Leute hier ein wenig mehr Hoffnung haben und vielleicht mehr selber anpacken als das bei uns in Deutschland der Fall ist."

"Das klagen wir auf dem Forum an"

Von der Hoffnung lernen - zum Beispiel von den Brasilianern, die eine auffällig starke Fraktion hier bei ihren Nachbarn in Venezuela stellen. Hélio Rodriguez de Andrade ist Gewerkschafter aus Sao Paulo. Ihn hat der Ärger über einen deutschen Konzern nach Caracas getrieben. "Es hat brutale Aktionen gegen Arbeiter bei uns gegeben: Schwangere, Kranke, HIV-Infizierte wurden einfach entlassen. Das klagen wir auf dem Forum an und wir suchen Unterstützung: bei Kollegen aus Mexiko etwa oder aus Deutschland."

Gewerkschafter neben Umwelt-Gruppen, Maoisten neben der Caritas, die Rosa-Luxemburg-Stiftung neben kolumbianischer Landjugend - das Spektrum unter den zehntausenden Teilnehmern ist breit. Venezuelas linker Präsident Hugo Chavez hat sich bislang zurückgehalten. Kritiker hatten den Globalisierungsgegnern im Vorfeld unterstellt, ihre Regierungsferne aufzugeben. Aber nur wenige Chavisten wie Juan Castillo tauchten beim Marsch durch Caracas auf. "Wir wollen eine soziale Demokratie, wie sie Che Guevara vorhergesagt hat. Wir folgen Che", so die Parole von Castollio. Che und Chavez findet man hier ganz dicht beieinander: meistens auf rotem Untergrund, auf den zahllosen T-Shirts im Angebot der fliegenden Händler.

 

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