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Berichte

Gipfel in Karatschi

Weltsozialforum in Asien: Menschenrechtsverletzungen in Pakistan sowie Kaschmirkonflikt neben US-Kriegspolitik zentrale Themen

(von Wolfgang Pomrehn, junge Welt)

Al Qaida und Osama bin Laden sind eine Schöpfung der USA und ihres Geheimdienstes CIA, um ihre Hegemoniepläne durchzusetzen«, meint Sheba Kattak. Das Terrornetzwerk und sein Pate seien für Washington nichts anderes als ein Vorwand, um sich in die inneren Angelegenheiten der Staaten Vorderasiens einmischen zu können. Die Menschenrechtsaktivistin aus der nordwestlichen Grenzprovinz Pakistans gehörte zu den Rednern auf dem Weltsozialforum (WSF) in Karatschi, das am heutigen Mittwoch nach sechs Tagen zu Ende geht. Erstmals war in diesem Jahr das Großereignis der sozialen Bewegungen aus aller Welt auf mehrere Kontinente aufgeteilt worden. Die ersten beiden Veranstaltungen hatten Ende Januar in den Hauptstädten Malis und Venezuelas, Bamako und Caracas, stattgefunden.

20.000 Besucher

In die pakistanischen Hafenstadt waren über 20 000 Beobachter und Delegierte aus etwa 58 Ländern angereist, der größte Teil kam aus der Region. Entsprechend standen deren Probleme ganz oben auf der WSF-Agenda. Pakistan gehört nach Afghanistan und dem Irak zu den Ländern, die am meisten unter dem von US-Präsident George W. Bush ausgerufenen »Krieg gegen den Terror« zu leiden haben. Die Folgen für das südasiatische Land sind katastrophal: »In den letzten Jahren«, berichtete I. A. Rehman von der pakistanischen Menschenrechtskommission, »sind zahllose Menschen einfach verschwunden«. Genaue Zahlen habe er nicht, aber es seien etliche hundert, wenn nicht sogar mehrere tausend Fälle. Staatliche Organe, oft der militärische Geheimdienst, nehmen Personen fest, nicht selten vollkommen willkürlich, und inhaftieren sie über Jahre ohne Anklage an unbekanntem Ort. Die Angehörigen bleiben meist ohne jede Nachricht. Besonders häufig ist dieses Vorgehen in den nördlichen Grenzregionen, aber auch im südwestlichen Belutschistan und im südöstlichen Sindh, wo separatistische Bewegungen aktiv sind.

Von dieser Politik Betroffene nutzen das WSF, um auf das Schicksal ihrer Angehörigen aufmerksam zu machen. Nasima Bibi aus Belutschistan zum Beispiel, die vor Karatschis Presseklub in einen unbefristeten Hungerstreik trat. Ihr Sohn, ein junger Arzt, war im November letzten Jahres in einem Café verhaftet worden, wo er sich gemeinsam mit Freunden in einem literarischen Zirkel traf und seine Kurzgeschichten zum besten gab. Seitdem hat sie nichts mehr von ihm gehört. Die Familie brachte lediglich in Erfahrung, daß der militärische Geheimdienst für die Entführung verantwortlich ist.

Zeit für neue Strategien

Auch aus Kaschmir wurde auf dem WSF von schweren Menschenrechtsverletzungen berichtet. Delegierte aus der seit Jahrzehnten zwischen Indien und Pakistan umkämpften Region forderten die Einbeziehung der Kaschmiris in den Friedensprozeß zwischen den beiden südasiatischen Ländern und einen unabhängigen Staat. Eine wichtige Rolle spielte in den Diskussionen des WSF auch die Lage in Palästina und im Irak sowie die aktuellen Kriegsdrohungen gegen Iran.

Wie schon bei früheren Weltsozialforen wurde auch in Karatschi Kritik an der Dominanz professioneller Nichtregierungsorganisationen (NGOs) laut. So hatte die indische Schriftstellerin und Aktivistin Arundhati Roy eine Einladung zum diesjährigen Weltsozialforum abgelehnt. Ihr sei der Einfluß der NGOs zu groß, sagte sie kürzlich in einem Interview mit dem alternativen US-Radiosender Democracy Now. Das Weltsozialforum habe eine wichtige Rolle gespielt, aber nun sei es Zeit für neue Strategien. Worin die bestehen könnten, ließ sie allerdings offen.

 

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