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Berichte

Weltsozialforum VII

Bald wird die kenianische Hauptstadt Nairobi mit über 150.000 Aktivisten beschäftigt sein, RepräsentantInnen der sozialen Bewegungen, nichtstaatlichen Organisationen (NGO), Netzwerken und Zusammenschlüssen aus der ganzen Welt, die zum 7. Weltsozialforum (WSF) vom 20. bis 25. Januar 2007 zusammenkommen

(von Anuradha Mittal*, Inter Press Service)

Seit das WSF in der brasilianischen Stadt Porto Alegre 2001 zum ersten Mal veranstaltet wurde ist der Ruf des WSF "Eine andere Welt ist möglich" und seine Botschaft gegen Krieg, Unrecht und gesellschaftliche Ungerechtigkeiten nicht mehr nur ein regionaler. Er reiste  in 2004 nach Mumbai, Indien, und in 2006 nach Bamako / Mali, Caracas / Venezuela und Karachi / Pakistan. Während jedoch die Teilnahme bei jedem Forum zahlenmäßig anstieg (150.000 in Caracas) hat das WSF seit seinen bescheidenen Anfängen in Porto Alegre von einigen Seiten Kritik auf sich gezogen.

Eine der Hauptkritiken war die, dass obwohl sich das WSF selbst als Herausforderung zum Kapitalismus darstellt, in direkter Opposition zur neoliberalen Politik unterstützt durch das Weltwirtschaftsforum (WEF) stehend, es mit Unterstützung von großen nichtstaatlichen Organisationen und Stiftungen Teil des Systems geworden ist, dem es sich gegenüber stellt! Einige hinterfragen seine Fähigkeit alle Teile der Zivilgesellschaft zu integrieren sowie die unterschiedlichen Vorstöße zu den Fragen von Macht, Widerstand und der Organisation des WSF-Prozesses. Kann zum Beispiel COSATU, Südafrikas größte Gewerkschaftvereinigung und Mitglied des internationalen Rates des WSF, offen sein für Basisgruppen, die Kritik des Anti-Privatisierungforums über die Regierung des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) Bestandteil der WSF-Diskussionsforen? Andere haben das Forum als jährliches touristisches Event bezeichnet - eine Gelegenheit für professionelle nichtstaatliche Organisationen die Welt kennzulernen - ohne wirklichen Biss und Aktionspläne zur Sicherstellung einer anderen Welt… einer besseren Welt… für alle.

Das 7. WSF markiert das erste Mal indem ein afrikanisches Land der alleinige Gastgeber der Veranstaltung ist. So ist es nicht überraschend, dass die afrikanische Ausgabe mit ihrem Motto „Widerstand von unten, Alternativen von unten" hart darum  kämpft zu erreichen, dass das WSF mehr wird als ein Fest der Zivilgesellschaft wie die "Live Aid"-Konzerte für Afrika. Dieses ist die größte Herausforderung, der das WSF 2007 gegenübersteht.

Wird das WSF sich auf seinen Gastgeber - Afrika - einlassen, seine sozialen Bewegungen, Basisgruppen, seine BürgerInnenschaft und die unzähligen sozialen, ökonomischen und politischen Anliegen aufnehmen, die den Kontinent betreffen und häufig durch internationale Geopolitik angeheizt werden? Wird es hinuntersteigen zu den Armen Afrikas, die trotz der Jahre der humanitären Hilfe, Konzerte, Wohlwollen von Hollywood- und Rockstars fortgesetzt taumeln vom eninheimischen Hunger und von der Armut?

Entsprechend der UNDP-Klassifizierung (Anm. d. Übersetzers: UNDP = United Nations Development Programme = Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen) von 2005 stellt das subsaharische Afrika 12 der 18 ärmsten Länder, die in Bezug auf die meisten Schlüsselindikatoren für menschliche Entwicklung schlechter dastehen als das 1990 der Fall war. Südafrika ist um 35 Plätze auf 120 und Botswana um 21 auf 131 zurückgefallen. Die Nahrungsmittel-und Landwirtschaftorganisation schätzt, dass es 206 Million Hungernde im subsaharischen Afrika gibt, eine Zunahme um 50%  zwischen 1980-2001. Das subsahariche Afrika ist auch schwerer von HIV und AIDS betroffen als jede andere Region der Welt. Geschätzte 24,5 Million Menschen lebten Ende 2005 mit HIV und ungefähr 2,7 Million neue Infektionen traten während jenes Jahres auf. Über zwölf Millionen Kinder sind durch AIDS zu Waisen geworden.

Diese beunruhigenden Zahlen stammen teilweise von der Tatsache ab, dass trotz der Versprechungen, die bei den internationalen Veranstaltungen gemacht wurden wie die Millenium-Entwicklungsziele (angestrebt ist eine Reduzierung des Anteil der Menschen, die mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müssen, bis 2015 um die Hälfte) und das Schuldenreduktionspaket, vorgestellt bei der Sitzung der G8 in Gleneagles im Juli 2005 (die reichsten Länder der Welt waren damit einverstanden ca. 40 Milliarden US-Dollar der Schuld abzuschreiben von 18 hauptsächlich afrikanischen Ländern und stimmen zu die Hilfsmittel auf 48 Milliarden US-Dollar bis 2010 zu erhöhen), es nur Lippenbekenntnisse gab was das Auffinden von Lösungen für die erschreckenden Problemen des Kontinentes angeht. Zum Beispiel sind internationale Versprechen wieder zurückgenommen worden. Trotz der Versprechungen die Hilfsmittel für Afrika zu verdoppeln gingen die Hilfsmittel für landwirtschaftliche Produktion im subsaharischen Afrika zwischen 1992 bis 2002 um 43 Prozent zurück. Deutschland und Italien haben gesagt, dass Etatprobleme verhindern könnten, dass sie ihre Hilfsmittelziele erreichen, während andere ihre Schuldenabschreibungen und Hilfsmittel zu eine Summe verschmolzen haben.

Im Bewusstsein solcher Kritiken ist der vierte Tag des WSF der Verstärkung gemeinsamer Aktionen und Kampagnen gewidmet worden. Laut Onyango Oloo, dem nationalen Koordinator des kenianischen Sozialforums, ist dieses getan worden "teilweise um die anhaltenden Kritiken und Vorstellungen abzuwehren, dass aus dem WSF über die Jahre wenig mehr als ein Gesprächskreis wurde."

Von Porto Alegre bis Nairobi entwickelte sich das WSF zu einem Respräsentanten von Massenmobilisierung der internationalen Zivilgesellschaft, welche fortwährend gewachsen ist. Das Resultat der sechs Tage mit Werkstätten, Konferenzen, Debatten, Märschen, Feiern und Solidarität wird jedoch sehr entscheidend für die die Bestimmung seiner Zukunft sein.

* Anuradha Mittal ist die geschäftsführende Direktorin des Oakland Instituts, einer Denkwerkstatt für Forschung, Analyse und Aktion deren Mission es ist die öffentliche Teilhabe zu erhöhen und die faire Debatte von kritischen gesellschaftlichen, ökonomischen und umweltpolitischen Themen im nationalen und internationalen Bereich zu fördern (www.oaklandinstitute.org).

(Übersetzung aus dem Englischen: Torsten Trotzki)

 

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