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Berichte

Kleine Weisen, große Probleme zu lösen

Ein Stimmungsbericht vom ersten Tag des WSF 2007

(von Joyce Mulama, Inter Press Service (IPS))

„Uns wurde gesagt dass wir zu dieser Feier kommen sollen weil es eine Feier ist um die Armut zu beenden,“ sagte Edward Njeru, der Fahrer eines tuktuk (ein Dreirad das als Taxi in den städtischen Bereichen genutzt wird), über das Weltsozialforum (WSF), das hier am Samstag startete.

Er erklärte IPS, „Ich hoffe dass diese Armut wirklich aufhört.“ Njeru, der zwischen 14 bis 43 Dollar pro Monat nach Hause nimmt, kaum genug um seine Bedürnisse zu befriedigen, wurde von ungefähr 30 Kollegen begleitet, die ihre bunten tuktuks im Uhuru Park vorführten, in dem die WSF-Eröffnungszeremonie stattfand.

Außer den tuktuks zeigten Fahrradtaxifahrer ihre „boda bodas“, die ein populäres Transportmittel in vielen Teilen des Landes geworden sind.

Die Paraden von tuktuks und boda bodas spiegelten das Thema des 7. jährlichen WSF „Widerstand von unten, Alternativen von unten“, indem Menschen Armut auf ihre eigene einfache Weise ausdrücken.

Das Treffen vom 20. bis 25. Januar hat Tausende und Abertausende von Delegierten aus der ganzen Welt angezogen, die zusammengekommen sind um die soziale Ungerechtigkeit anzuprangern, die fortfährt die Entwicklungsländer zu quälen, besonders Afrika.

Ein Meer von Menschen überschwemmte den Nairobi Park. Die sengende Sonne machte ihnen wenig aus.

T-Shirts und Schals in allen Farben tragend, schwangen sie Plakate, Fahnen und Transparente unter anderem mit Botschaften gegen Armut, tanzend zu afrikanischen und karibischen Melodien. Schweiß floß von ihren Gesichtern.

Das Uhurupark-Ereignis folgte auf den Marsch vom Elendsviertel Kibera, ungefähr sieben Kilometer südwestlich von Nairobi gelegen. Das Elendsviertel ist Kenias und Ostafrikas größtes, mit einer Bevölkerung von über 700.000 Menschen. Hier bekamen die Delegierten direkten Kontakt mit der Armut: Schlammhütten, kein Kanalisationsystem, erdrosselnder Gestank von den Strömen der geöffneten Abwasserkanäle, keine Straßen, keine Dienstleistungen irgendwelcher Art.

Am Park beschuldigten Redner auf Redner die reichen Ländern des Installierens von politischen Richtlinien, die unfreundlich zu den sich entwickelnden Nationen sind und die die Armut in diesen Nationen befördert haben.

„Wir kennen die Welt die wir wollen, in der es keine Herrschaft durch den Westen gibt, aber Respekt; in der es keine Schulden gibt, in der diese Herrschaft gipfelt“ sagte Chico Whitaker, ein Mitglied des internationalen Rates des WSF.

Laut weltweiter Anti-Verschuldung-Organisationen geben afrikanische Länder ungefähr 15 Milliarden Dollar pro das Jahr für die Rückzahlung von Schulden aus, in einem Kontinent, in dem mehr als die Hälfte der Bevölkerung mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen muss. Der Kontinent wird auch von der höchsten Rate von HIV/AIDS und Analphabetismus geplagt.

Analysten argumentieren, daß diese Situation aufgehoben werden könnte wenn Regierungen mehr Geld für Gesundheitspflege, Ausbildung und andere öffentliche Dienstleistungen ausgeben anstatt für Schuldenrückzahlung.

Das Thema HIV/AIDS beherrschte die Ansprachen im Uhuru Park, in denen die Redner wiederholten, daß es die größte Herausforderung der afrikanischen Länder bleibt und Vorschläge für das Bestehen der Herausforderung machten.

„Das Entscheidendste, was getan werden muss um dieses Problem zu beheben, ist Vorbeugung, weil Vorbeugung besser ist als Heilung. Wir müssen an freiweillige Beratung und Tests erinnern,“ erklärte Kenneth Kaunda, ehemaliger sambianischer Präsident, der Versammlung.

Er fügte hinzu "das Überprüfen des Status und offenes Reden darüber verringert die Schande. Ich rede nicht über etwas was ich nicht selbst getan habe,“ sagte Kaunda, der 2002 sich prüfen ließ und öffentlich über HIV/AIDS redete, nach dem Tod seines Sohnes, der der Krankheit erlag.

Während die Welt mit der Herausforderung HIV/AIDS ringt sind in verschiedenen Teilen der Welt einige Initiativen aufgetaucht, welche versuchen das Problem zu thematisieren.

In Brasilien sind Gedichte auf Kondomen dafür genutzt worden um Menschen über die Gefahren von HIV/AIDS zu informieren. Das Projekt „poetisches Kondoms“ war das Geisteskind von Ramos Filho, einem Dichter und Rechtsprofessor aus dem Bezirk Itajai im Bundesstaat Santa Catarina, Brasilien. Er wurde durch die hohe Rate von HIV/AIDS in der Region herausgefordert.

„Die hohen Zahlen waren ein Alarmzeichen, dass etwas dringend getan werden mußte. Ich fing an, Kondome mit poetischen Botschaften in ganz Brasilien zu verteilen mit der Zielsetzung, Leuten Informationen zu geben,“ erklärte Filho IPS im Park, wo er die Kondome verteilte.

Sein Projekt, sagte er, hat zu einem erhöhten Bewußtsein und einer Verhaltensänderung unter den Leuten geführt. Filhos Initiative passt gut zum WSF-Slogan „eine andere Welt ist möglich“ sowie zum diesjährigen Thema "Kämpfe der Völker, Alternativen der Völker".

In der Tat hofft das Organisationskomittee des WSF 2007, daß mehr von solchen Initiativen im Forum bekanntwerden. „Wir erwarten, daß Leute die gegenwärtige Welt so wie sie ist hinterfragen und Alternativen erarbeiten für die Schaffung einer besseren Welt“, erklärte Oduor Ong'wen, ein Mitglied des Ausschusses, IPS.

Mehr als 150.000 Leute aus der ganzen Welt werden als TeilnehmerInnen des WSF erwartet, bei dem andere Schlüsselthemen einschließlich Wohnung, Klima, Handel, Arbeitslosigkeit, Korruption, Regierungsgewalt und Menschenrechte besprochen werden.

Das WSF ist eine jährliche Versammlung von sozialgesellschaftlichen AktivistInnen, die versuchen Wege des Widerspruchs gegen die Herrschaft der reichen westlichen Nationen zu entwerfen. Normalerweise findet dieses Treffen Zehntausender AktivistInnen im Januar statt, als Gegengewicht zum Weltwirtschaftsforum, ein jährliches Treffen von mächtigen wirtschaftlichen und politischen Eliten, das im schweizer alpinen Erholungsort Davos abgehalten wird.

(Übersetzung aus dem Englischen: Torsten Trotzki)


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