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Weltsozialforum in Nairobi

Interview auf INFOradio (Radio Berlin-Brandenburg) am 23.01.2007 um 06:25 Uhr mit Wilfried Steen vom Evangelischen Entwicklungsdienst (EED)

(Interview von Dietmar Ringel, RBB-INFOradio)

Wenn sich die Wirtschaftsbosse und Polit-Prominenz aus aller Welt zum Weltwirtschaftsforum im Schweizerischen Davos treffen - kommen Nichtregierungsorganisationen, Entwicklungshelfer und Globalisierungsgegner zum Welt-Sozialforum zusammen. Dort werden nicht nur Kampfansagen in Richtung Davos gemacht, sondern auch Gegenkonzepte vorgestellt.

Faire Beziehungen zwischen den Ländern und echte Chancen für die armen Staaten dieser Welt - darum soll es gehen. Auch in diesen Tagen, beim 7. Weltsozialforum in der kenianischen Hauptsatdt Nairobi, dem ersten in Afrika. Die Veranstalter haben mit rund 100.000 Teilnehmern gerechnet.

Mit dabei ist Wilfried Steen vom Evangelischen Entwicklungsdienst EED.

Das Interview im Wortlaut:

Dietmar Ringel: Sind es wirklich so viele geworden?

Wilfried Steen: Die Zahlen hier in den Zeitungen in Nairobi sagen 80.000 bis 100.000.

Ringel: Das heißt, da kann man zufrieden sein.

Steen: Da kann man sehr zufrieden sein. Das ist hier ein Fest der Völker und zwar mit viel geringeren Mitteln als das in Davos der Fall ist. Hier arbeiten die Menschen von der Basis selbst mit, damit es ein Fest wird. Sie tanzen auf den Straßen und auf dem Veranstaltungsgelände.

Ringel: Es gibt Diskussionsforen, es gibt Straßenveranstaltungen. Sie haben es gerade geschildert. Vielleicht sagen Sie uns die wichtigsten Runden, die in Nairobi über die Bühne gehen. Welche sind das?

Steen: Es ist einmal die Vorbereitung des G-8-Gipfels in Deutschland, in Heiligendamm. Da wollen auch viele Nicht-Regierungsorganisationen und soziale Bewegungen mitreden und Einfluss auf die Politik nehmen. Das ist ein Thema. Dann geht es um Rechte von Minderheiten. Das sind äthiopische Bauern, Menschen hier aus dem Regenwald, die für ihre Rechte eintreten. Sie fordern zum Beispiel, dass keine gentechnisch veränderten Saaten zu ihnen gebracht werden. Sie fordern auch, dass sie mit sparsamsten Mitteln wirtschaften können. Es gibt hier zum Beispiel Solarkocher zu sehen. Also nicht nur große politische Forderungen, die Forderungen sind hier auch ganz praktisch.

Ringel: Wenn sich wirklich etwas in den Weltwirtschaftsbeziehungen ändern soll, muss Druck gemacht werden. Wie kann von einer Veranstaltung wie jetzt in Nairobi Druck auf die reichen Länder, auf die Wirtschaftsbosse ausgehen?

Steen: Nicht unmittelbar. Natürlich kann diese Veranstaltung nur mittelbar wirken, indem Menschen selbstbewusst werden, indem  hier in Afrika die Armen nicht nur Hilfeempfänger, nicht nur Almosenempfänger sind, sondern dass sie selbstbewusst dafür eintreten, dass ihre Regierungen demokratischer werden. Das ist einer der Hauptpunkte. Es geht darum, dass es hier als Fest der Völker eine Verständigung in den vielen Sprachen dieser Erde gibt. Das geht dann radebrechend vor sich. Aber ich finde, in einer faszinierenden Weise verstehen sich hier Menschen aus allen möglichen sozialen Bewegungen und schließen eine Gemeinschaft.

Ringel: Herr Steen, Motto in Nairobi ist auch "Widerstand von unten", "Lösungen von unten". Nun sind Sie mit dem Evangelischen Entwicklungsdienst auch mit der ganz offiziellen Entwicklungshilfe in Deutschland verbandelt. Wie verstehen sich die Teilnehmer in Nairobi? Wollen diese als Gegner von staatlicher Entwicklungshilfen alles ganz anders haben?

Steen: Nein, durchaus nicht. Sie verstehen sich nicht als Gegner, sondern als Gegenüber. Sie wollen daran beteiligt werden. Sie wollen nicht nur Leistungen entgegennehmen, sondern sie wollen auch selbst ihre Welt und auch Entwicklungen mitgestalten.


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