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Berichte

Aufbruchsstimmung nach Weltsozialforum - Afrikas Aktivisten reisen gestärkt aus Nairobi ab

In der kenianischen Hauptstadt Nairobi ist heute das Weltsozialforum zu Ende gegangen. Unter dem Motto "Eine andere Welt ist möglich" sind seit Samstag rund 50.000 Globalisierungskritiker aus aller Welt zusammengekommen, darunter viele Vertreter von Kirchen. Im Mittelpunkt der Diskussionen standen Kriege, Armut, Aids, Umweltschutz und die Kritik an der herrschenden Weltwirtschaftsordnung

(von Marc Engelhardt (epd), ZDF)

Die 15-jährige Eleanor ist noch nie zuvor einen Marathon gelaufen. Hinter der Ziellinie hält sie sich die Seiten und schnauft heftig. "Ich wollte heute dabei sein, weil ich im Slum lebe, und wir mit diesem Lauf den Kampf für bessere Lebensbedingungen beginnen wollen." Der Marathon der Slumbewohner am Donnerstagmorgen beendet das Weltsozialforum in Kenias Hauptstadt Nairobi. Doch wie Eleanor nehmen viele Teilnehmer Pläne für danach mit.
 
Aufbruchstimmung in Afrika

Das Weltsozialforum hat Afrikas soziale Bewegung in Aufbruchstimmung versetzt. Die kontinentweite Kampagne gegen die Freihandelsabkommen, die die EU derzeit mit 77 Ländern aus Afrika, der Karibik und dem pazifischen Raum abschließen will, ist nur ein Beispiel dafür. Europäische Gruppen unterstützen die Kampagne, die Initiative geht aber von Afrika aus. Angeführt wird sie vom afrikanischen Handelsnetzwerk "Acord", das auf dem Weltsozialforum mehr als 30.000 Unterschriften gesammelt und einen Protestzug zur Botschaft der EU organisiert hat. 

Das ist ebenso neu wie die Initiative "15 Prozent jetzt", die sich mit Forderungen an die afrikanischen Regierungen wendet und nicht an die Geberländer. Dabei sollen die Staatschefs an ihr Versprechen erinnert werden, 15 Prozent ihrer Staatshaushalte für den Gesundheitssektor bereitzustellen. Die Länderchefs hatten dies vor fünf Jahren bei einem Gipfeltreffen zugesagt. Passiert ist bislang nichts.
 
Geld für Gesundheit

"Den Menschen ihr Recht auf Gesundheit zu nehmen ist dasselbe, wie massenhaft die Todesstrafe zu verhängen", kritisiert Rotimi Sankore von der Menschenrechtsorganisation CREDO Afrika. "Eine ganze Generation wird ausgelöscht, weil kein Geld für die Behandlung einfachster Krankheiten zur Verfügung gestellt wird." Die Nigerianerin Abiola Akiyode-Afolabi, die in ihrer Heimat ein nationales Sozialforum organisiert, kündigt Proteste überall auf dem Kontinent an. "Unsere Regierungschefs haben diese Zusage gemacht, jetzt ist es an der Zeit, dass wir sie einfordern!" 

Kenias Schwule und Lesben schließlich wagten sich beim Weltsozialforum erstmals in die Öffentlichkeit. Das ist gefährlich in Kenia, wo Homosexuelle oft verprügelt oder festgenommen werden. "Kenia wird erst akzeptieren, dass es uns gibt, wenn wir uns zu erkennen geben", sagt Annika, die aus Angst vor Übergriffen ihren Nachnamen nicht angibt. Ihr ist es wichtig, die Anerkennung von Homosexuellen mit anderen Themen zu verknüpfen. "Armut etwa betrifft uns im besonderen Maße: Wer in Afrika offen schwul oder lesbisch ist, wird oft von der Familie verstoßen, aus der Schule geworfen oder verliert seinen Job."
 
Neuer Schwung

Den neuen Schwung wollen auch deutsche Hilfsorganisationen nutzen, um mit ihren afrikanischen Projektpartnern über die jüngsten Impulse zu sprechen. "Wir erwarten Dikussionen um neue Schwerpunkte, etwa zu den Freihandelsabkommen", so der Afrika-Referent von "Brot für die Welt", Helmut Hess. 

Er erwartet, dass das Forum den Wunsch nach einer besseren Vernetzung der afrikanischen Organisationen untereinander verstärkt hat. Das neue Selbstbewusstsein, mehr auf eigene Faust zu machen, nehmen Afrikas Aktivisten als wohl wichtigstes Ergebnis des Weltsozialforums mit nach Hause.
 

 

 

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