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Weltsozialforum - Der Biss fehlt

(von SDA/baz, Basler Zeitung (baz))

Nairobi. SDA/baz. In Kasarani hat es sich ausgetanzt: Nairobis Vorstadt hat ihren Ruf als Afrikas grössten Slum wieder. Am hier abgehaltenen Weltsozialforum (WSF) standen Fest und Austausch im Zentrum. Substanzielle Resultate waren spärlich, aber auch nicht zu erwarten.

«Zum ersten Mal war auch Afrika und damit wirklich die ganze Welt an einem Sozialforum vertreten», sagt Liliane Maury-Pasquier, Genfer SP-Nationalrätin. Die Themen der Workshops am WSF in Kenias Hauptstadt waren geprägt vom Austragungsort: Diskutiert wurde etwa über Aids oder die Handelsverträge mit Europa und China.

Eine besondere afrikanische Färbung erhielt das WSF auch durch die vielen Theaterdarbietungen, Konzerte und Festumzüge. Beeindruckt von diesem Einbezug der Emotionen ist Martin Fässler von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA): «Dies ist eine ganz andere Art zu politisieren.»

Oft wenig Tiefgang

Auch DEZA-Vizepräsidentin Beate Wilhelm sieht die Darbietungen als wichtigen Beitrag zum «Empowerment», zur Stärkung der sozialen Bewegungen. Ihr fehlte indes neben dem Fest die Reflexion: «In vielen Diskussionen beschränkten sich die Teilnehmer auf das Anprangern von Missständen, ohne über Wege zu einer Lösung nachzudenken.»

Es ist nicht zu bestreiten: In den über 1000 Veranstaltungen wurden die Probleme teilweise nur oberflächlich behandelt. Zu fragen ist, ob das grosse Wissen, das sich am WSF sammelt, nicht in der Fülle der Seminarien verpufft.

Sich stärker zu fokussieren würde aber den Grundwerten des Forums zuwiderlaufen: Seit jeher versteht es sich als offener Diskussionsraum. So gab es auch in Nairobi keine Schlussdeklaration.

Chance zur Vernetzung

Zentral war auch dieses Jahr die Vernetzung der verschiedenen Gruppierungen und Nichtregierungsorganisationen (NGO). In neuer Form gab es einen Schulterschluss zwischen Gewerkschaften und sozialen Bewegungen.

Sie lancierten Kampagnen wie jene für gerechte Arbeitsbedingungen. «Hier haben wir vom Aktivismus der NGO gelernt», sagt Hans Schäppi, Präsident des Solifonds.

Dass die Teilnehmerzahl mit schätzungsweise 46 000 weit unter den Erwartungen der Veranstalter blieb, hatte wohl zumindest für Afrikaner auch finanzielle Gründe. Die meisten Einheimischen konnten sich den Eintrittspreis nicht leisten.

Mehrere hundert Slum-Bewohner verschafften sich am Dienstag gewaltsam freien Eintritt, worauf Kenianer schliesslich gratis eingelassen wurden.

Trotz Chaos Erfolg

Zum Teil verlief das WSF chaotisch: Workshops wurden abgesagt, Internetzugang gab es bis zum Schluss nicht, das Programm stand erst unmittelbar vor Beginn fest.

Trotz aller Unzulänglichkeiten: Das Weltsozialforum 2007 war ein Erfolg. Gemessen werden darf es nicht am tatsächlich Erreichten. Die Kraft, welche sozialen Gruppierungen aus der Mobilisierung erwächst, ist nicht zu unterschätzen. Gegenüber dem WEF Davos indes ist das WSF wohl ein zu schwacher Kontrahent.

 

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