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Berichte

»Blumenarbeiter sollten sich unabhängig organisieren«

Kolumbianische Gewerkschafter diskutierten bei Weltsozialforum mit Beschäftigten aus Kenia. Interview mit Orlando Romero und José Antonio Mora

(von Haidy Damm, junge Welt)

Am Rande des 7. Weltsozialforums, das zur Zeit in Nairobi stattfindet, trafen erstmals kenianische und kolumbianische Gewerkschafter und Arbeiter von Blumenfarmen zusammen. Orlando Romero und José Antonio Mora, Aktivisten von Ultraflores, der freien Gewerkschaft der Blumenarbeiter in Kolumbien, haben mehrere Gespräche mit Arbeitern, Gewerkschaftern und Unternehmervertretern geführt. Ultraflores in Kolumbien wurde 2001 gegründet und hat heute 1200 Mitglieder

Sie haben sich in Nairobi unter anderem mit kenianischen Blumenarbeitern getroffen. Was sind Ihre Eindrücke?

Orlando Romero: Es ist eine schwierige Situation hier in Kenia. Einerseits sind da die Arbeiter, die oftmals unter wirklich schlechten Arbeitsbedingungen leiden. Auf der anderen Seite gibt es eine starke Gewerkschaft. Das klingt erstmal gut, aber ich habe den Eindruck gewonnen, daß sich die Gewerkschaft in erster Linie selbst begünstigt. Wenn wir mit Arbeitern allein gesprochen haben, haben sie sich offen beschwert über intransparente und undemokratische Strukturen.

Können Sie das genauer erläutern?

R.: Es gibt ein System, nachdem sich Gewerkschaften, Unternehmer und Regierung miteinander absprechen bei Fragen, die die Situation der Arbeiter betreffen. Für die Gewerkschaften ist dieses sogenannte Gleichgewicht sehr wichtig. Für mich sind das Opportunisten, die im Interesse der Bourgeoisie und der Unternehmer handeln. Sie kümmern sich auf jeden Fall nicht um die Belange der Arbeiter.

Können Sie das belegen? Haben Sie ein Beispiel?

José Antonio Mora: Wir haben zum Beispiel einen Prozeß vor dem Arbeitsgericht besucht. Die Verteidigung wurde von der Gewerkschaft gestellt. Der Mann war aber so schlecht vorbereitet, daß selbst der Staatsanwalt ihn darauf hingewiesen hat, daß eine Verteidigung anders aussehen muß.

Haben Sie eine Erklärung für diese Zustände?

R.: Die Struktur der Gewerkschaft ist undemokratisch. Die Arbeiter wählen nur die nächst höhere regionale Ebene, die wählt dann den Präsidenten. Dieser wiederum bestimmt oft, wer in den Regionen eingesetzt wird. Diesen von oben eingesetzten Managern trauen die Arbeiter natürlich nicht. Und noch ein Beispiel: Die Mitglieder haben keine Möglichkeit, an das Statut der Gewerkschaft zu kommen. Das ist doch unglaublich. Sie müssen dafür schriftlich um Erlaubnis fragen. Der Antrag wird dann bearbeitet und dann passiert entweder nichts mehr oder die Anfrage wird abgelehnt.

Was sollten die Arbeiter in dieser Situation tun?

R.: Die Blumenarbeiter sollten ihre Sache selbst in die Hand nehmen und sich unabhängig organisieren. Genauso haben wir vor einigen Jahren auch angefangen. Sicher, wir haben erst 1 200 der 90000 Blumenarbeiter in Kolumbien organisiert, aber wir arbeiten daran, uns zu vergrößern und mehr Arbeiter zu erreichen.

Mit welchen Erwartungen sind Sie nach Kenia gekommen?

M.: Bei uns sagen die Unternehmer: »Wenn ihr nicht so wollt, wie wir es wollen, gehen wir nach Kenia. Dort arbeiten die Menschen für eine Mahlzeit.« Deshalb wollten wir uns die Situation der Arbeiter hier selbst ansehen und die Wahrheit über ihre Bedingungen herauszufinden. In diesem Sinne war es ein guter Besuch.

R.: Wir sind jetzt in der Lage, die Situation der kenianischen Kollegen besser zu verstehen. Zudem haben wir erste Kontakte geknüpft und wollen uns weiter vernetzen. Ich halte das für einen sehr wichtigen Schritt.

Sie sind beide zum ersten Mal auf dem Weltsozialforum. Welche Hoffnung verbinden Sie mit diesem Treffen?

R.: Die Globalisierung schafft für alle Arbeiter auf der Welt immer schlechter werdende Bedingungen. Wir wollen die Globalisierung nutzen, indem auch wir uns vernetzen, um irgendwann eine gemeinsame Front gegen die Unternehmer bilden zu können. Arbeiter haben keine Grenzen.

 

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