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Berichte

Brasilianische Kleinbauernorganisationen kritisieren Geflügelexporte nach Afrika

(von Francisco Mari (Evang. Entwicklungsdienst), Bonner Wirtschaftsblog)

Die brasilianische Kleinbauernorganisation ASSESOAR hat zusammen mit afrikanischen Bauernvertretern die Folgen der weltweiten Exporte von Geflügelresten nach Afrika kritisiert. Auf dem 9. Weltsozialforum in Belém diskutierten sie auf Einladung des Evangelischen Entwicklungsdienstes Maßnahmen und Forderungen zum Stopp einer solchen Resteverwertung auf Kosten der afrikanischen Produzenten.

„Das Billigfleisch hat schon tausende von Existenzen in Ländern wie Angola, der Demokratischen Republik Kongo oder Ghana zerstört,“ sagt der Agrarexperte des Evangelischen Entwicklungsdienstes (EED) Francisco Mari in Belém. Doch auch in Brasilien selbst sorgen die Exporte für Probleme. Brasilien hat sich in den vergangenen Jahren zu einem der weltgrößten Geflügelexporteure entwickelt. Allein Deutschland importiert pro Jahr bis zu 100.000 Tonnen Hähnchenbrust. Dafür müssen circa 500 Millionen Tiere geschlachtet werden. Die weniger populären Teile der Tiere wie Flügel, Beine und Hals verkaufen die Produzenten auch nach Afrika. „Unsere einheimischen Züchter können mit diesen Dumpingpreisen, die unterhalb der Produktionskosten liegen, nicht mithalten. Sie werden ihre Hähnchen auf den Märkten nicht mehr los und können dann weder Schulgeld zahlen noch Medikamente kaufen“, klagt Dr. Idrissa Embalo, EED-Fachkraft in Guinea-Bissau am INEP-Institut. „Es wird Zeit, dass endlich Lösungen für diesen jahrelangen Streit um effektive Schutzmaßnahmen der afrikanischen Staaten gegen diese Billigexporte auf EU und WTO Ebene gefunden werden,“ so Francisco Mari auf dem Weltsozialforum in Belém.

Doch auch in Brasilien führen die Hähnchenexporte zu einer gefährlichen Entwicklung: In dem größten südamerikanischen Land produzieren viele Kleinbauern Geflügel für die großen Konzerne. „Sie sind vollkommen abhängig von der Preisentwicklung auf dem Weltmarkt und von den Entscheidungen der Konzerne“, sagt Sergio Kaupka von der brasilianischen Agrar-Organisation ASSESOAR. Durch die Konzentration auf ein Produkt fehle den Züchtern bei fallenden Preisen das Geld, für sich und ihre Familien den Lebensunterhalt zu sichern.

„Wir unterstützen Geflügelzüchter in Brasilien und Afrika ihre Produkte biologisch zu produzieren und regional zu vermarkten, um so unabhängiger von Großkonzernen und Entwicklungen auf dem Weltmarkt zu werden“, erklärt Luciano Wolff, Brasilienreferent des EED. Darüber hinaus fordert EED-Vorstand Wilfried Steen von den deutschen Verbrauchern ein Umdenken bei ihren Ernährungsgewohnheiten: „Hähnchenbrust ist in keiner Weise gesünder als andere Teile des Huhns, das ist alles nur ein PR-Trick.“

 

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