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Bilanz des Weltsozialforums: Eine andere Welt ist möglich

Das 9. Weltsozialforum ist in Brasilien mit Appellen für einen Wechsel der globalen Wirtschaftsordnung zu Ende gegangen. Auf dem fünftägigen Treffen in Belém diskutierten insgesamt mehr als 100.000 Teilnehmer aus rund 150 Ländern

(von Julio Segador (ARD-Hörfunkstudio Südamerika), tagesschau.de)

Wohl selten hat ein Weltsozialforum so viele Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie das Treffen in Belém. Immer wieder hatten die Teilnehmer bei vergangenen Treffen seit 2001 auf die Verwerfungen durch den Kapitalismus hingewiesen. Viele fühlen sich nun bestätigt. Gleichwohl: Wege aus der Krise wurden beim Weltsozialforum zwar diskutiert, von einer einheitlichen Position sind die Teilnehmer aber weit entfernt. Zu heterogen sind die Netzwerke und Bewegungen, zu unterschiedlich sind auch die einzelnen Interessen. Auch deshalb wird es wohl keine einheitliche Abschlusserklärung geben, die auch alle unterschreiben können.

"Marktplatz der Ideen erhalten"

Jochen Steinhilber von der Friedrich-Ebert-Stiftung sieht darin aber keinen Nachteil. Das entspreche auch dem Charakter der Weltsozialforen, meint er: "Ich würde mir wünschen, dass das Weltsozialforum weiterhin so horizontal organisiert ist wie es nun ist." Steinhilber will ein möglichst breites Spektrum an progressiven Organisationen, Parteien und sozialen Bewegungen, die zusammenkommen und Ideen austauschen. "Man sollte diesen Marktplatz der Ideen und die Diskussion erhalten."

Umstrittene Politiker-Auftritte

Heftig diskutiert wurde bis zum Abschlusstag der Auftritt der fünf linksgerichteten Präsidenten in Belém, angeführt von Venezuelas Staatschef Hugo Chavez und Brasiliens Präsident Lula da Silva. Viele verspüren zwar für ihr Motto – eine andere Welt ist möglich – politischen Rückenwind, nicht wenige sind aber der Meinung, dass sich die Teilnehmer des Treffens nicht von der Politik vereinnahmen lassen sollten. Eine Meinung, die auch Hans Willi Döpp von Amnesty International vertritt: "Ich finde es insgesamt schade, dass die sich hier eingeladen haben, die gehören eigentlich nicht hier hin. Ich finde, es nicht verkehrt, wenn die ihr Anliegen, die auf dem Forum vertreten werden, auch unterstützen. Aber dann sollen sie es für sich machen. Zum anderen Zeitpunkt, in ihrer Politik und sich hier nicht groß darstellen."

Andere finden, dass es nötig war, dass auch die Politik sich zu dem Motto des Weltsozialforums bekennt, dass eine andere Welt möglich ist. Insofern steht etwa der bekannte brasilianische Befreiungstheologe Leonardo Boff hinter dem Auftritt der lateinamerikanischen Staatschefs, die die Gunst der Stunde genutzt hatten, um den Sozialismus als einzigen Weg aus der Krise zu propagieren. "Sie haben gesagt, dass die Schuldigen an der Krise die zentralen Länder seien, und dass wir die Opfer sind. Zwar leben wir auch unter der Makroökonomie der neoliberalen Kapitalwirtschaft, wir haben aber die Krise nicht produziert". Die Schuldigen, so Boff, müsse man als Verbrecher denunzieren, die der Menschheit großes Leid gebracht haben.

Unklar ist, ob es im kommenden Jahr erneut zu einem zentralen Treffen der Globalisierungsgegner und Nichtregierungsorganisationen kommen wird. Aufgrund des hohen Aufwandes fordern viele ein Jahr Pause, in dem regionale Aktivitäten im Vordergrund stehen sollen.


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