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Berichte

Weltsozialforum im Zeichen der Wirtschaftskrise

Gegner der Globalisierung treffen sich in Brasilien

(von Gerhard Dilger, Der Standard)

Belém - Am Hafen von Belém haben sich Zehntausende versammelt. Umweltschützer, Indianer, Kleinbauern, Gewerkschafter, Kirchenleute aus aller Welt bereiten sich auf eine stundenlange Demonstration durch die Metropole am Amazonasdelta vor. Mit ihr wurde gestern Nachmittag das neunte Weltsozialforum unter dem Motto "Eine andere Welt ist möglich" eröffnet.

Nach vier Jahren ist das Großtreffen der Globalisierungskritiker nach Brasilien zurückgekehrt, wo es 2001 entstanden war. Bereits im Vorfeld hatte Leonardo Boff auf dem "Forum über Theologie und Befreiung" gewarnt: "Wenn wir uns nicht ändern, werden wir aussterben wie die Dinosaurier." Die vorherrschende Wirtschaftsweise sei nicht nur eine Aggression gegen die Natur, sondern eine soziale Ungerechtigkeit, meinte Boff im Hinblick auf 963 Millionen Hungernde. Er spricht von einer "Systemkrise", die ein Umsteuern geradezu erzwinge. Für den 70-Jährigen steht fest: "In ein paar Jahren werden wir alle Sozialisten sein - entweder wir teilen das wenige, das wir haben, oder es wird für niemanden mehr etwas geben."

Kapitalismuskritik

Kapitalismuskritik gehört zum Standardrepertoire der Sozialforen, und durch die derzeitige Weltfinanzkrise fühlen sich die linken Aktivisten bestätigt. "Wir werden über die Vorstellung vom 'guten Leben' reden, die die Andenindianer entwickelt haben", sagte der alternative Nobelpreisträger Francisco Whitaker. "In dieser Weltsicht ist Sein wichtiger als Haben, Anhäufen, Konsumieren."

Auch knapp 3000 Ureinwohner und rund 1500 Mitglieder afrobrasilianischer Gemeinschaften sind nach Belém gekommen. Der Erfahrungsaustausch zwischen den gut 100.000 Aktivisten steht wie immer im Vordergrund. Viele Teilnehmer bereiten einen globalen Aktionstag zur Finanzkrise am 28. März vor - Tage später treffen sich die Staatschefs der G-20 zu einem Krisengipfel in London. "Es ist paradox", räumt der Attac-Ökonom Elmar Altvater ein. "Durch die Teilsozialisierung der Banken erscheint die Gegenseite plötzlich als radikal."

Der Brasilianer Whitaker ist zuversichtlicher: "Davos wurde durch den Druck von außen gezwungen, Umweltfragen auf die Tagesordnung zu setzen", meint er. "Und intelligente Regierungen haben erkannt, dass sie viele unserer Vorschläge aufgreifen können."

 

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