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Berichte

Die Reichen und die Fröhlichen

GLOBALISIERUNG. In Davos trifft sich die Wirtschaftselite, in Brasilien treffen sich ihre Kritiker.

(von Jan Jessen, Der Westen)

ESSEN. Minusgrade, Katerstimmung. Beim nunmehr 39. Weltwirtschaftsforum im mondänen Schweizer Kurort Davos will so recht keine Partystimmung aufkommen, in diesen Tagen. Bis Sonntag diskutieren dort 2500 Wirtschaftsexperten, Politiker, Banker und Manager über die Lage der Welt, wie immer gut behütet von Tausenden Sicherheitskräften. Anders als in den Jahren zuvor übt sich die Elite in Bescheidenheit. "Die Gestaltung der Welt nach der Krise" lautet schließlich das Motto des Treffens.

Und diese Krise ist nach Ansicht der weltweiten Wirtschaftselite noch lange nicht ausgestanden. Die Wirtschaftsprüfer von PriceWaterhouseCoopers haben zum Start des Forums eine Umfrage unter Führungskräften großer Unternehmen veröffentlicht, laut der die Stimmung immer noch ziemlich eingetrübt ist. Für 2009 rechnet danach nur noch jeder zehnte Vorstandsvorsitzende mit einer Umsatzsteigrung, selbst in den erfolgsverwöhnten Schwellenländern wie China, Russland oder Mexiko schwindet die Zuversicht.

Das spüren die Gastronomen in Davos: Sie haben Umsatzeinbußen von bis zu 30 Prozent, statt Champagner wird Weißwein gereicht. Inhaltlich wird nicht viel zu erwarten sein von dem Treffen in der Schweiz, obwohl sich mit 43 Staats- und Regierungschefs so viele Toppolitiker angekündigt haben wie nie zuvor. Immerhin scheinen Leitplanken für den G-20-Gipfel im April gezogen zu werden; Chinas Regierungschefs Wen Jiabao etwa forderte eine stärkere Regulierung des Weltfinanzsystems.

Das ist für die Teilnehmer am Weltsozialforum das Mindeste. Rund 100 000 Menschen sind es, die im warmen brasilianischen Belém zur 2001 ins Leben gerufenen Gegenveranstaltung des Weltwirtschaftsforums zusammengekommen sind, Indios, Gewerkschafter, Sozialisten, Globalisierungskritiker und Umweltschützer. Ihnen geht es darum, Alternativen zur Globalisierung aufzuzeigen, wie sie in Davos vorangetrieben wird.

So bunt zusammengewürfelt das Teilnehmerfeld in Belém ist, so unterschiedlich sind auch die Lösungsansätze auf dem Weltsozialforum für die aktuelle Krise - die einen wollen den Kapitalismus schlicht abschaffen, als dessen Bankrotterklärung sie die Finanzkrise ansehen; andere wollen nur die kapitalistischen Spielregeln ändern, etwa zugunsten der Entwicklungsländer, die sie als Spielball der Interessen der reichen Nationen verstehen.

Wie in Davos werden auch in Belém keine konkreten Ergebnisse zu erwarten sein. Das war auch nie Sinn und Zweck dieses Treffens: Das Weltsozialforum wird als "offener Treffpunkt" zum Gedankenaustausch und zur Vernetzung kritischer Nichtregierungsorganisationen verstanden. Immerhin: Es geht dort wesentlich fröhlicher zu als in Davos - die Auftaktkundgebung geriet zu einer großen und lauten Party. Trotz der Krise. (NRZ)

 

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