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Berichte

Neuer Schwung dank der Finanzkrise

In Brasilien ist das Weltsozialforum eröffnet worden - viele hatten daran nicht mehr geglaubt. Als unübersichtlich und träge galt die Mega-Gegenveranstaltung zum Weltwirtschaftsgipfel zuletzt. Die Organisatoren gerieten in eine Sinnkrise. Doch dann kam das Wirtschaftsdesaster

(von Julio Segador (ARD-Hörfunkstudio Südamerika), tagesschau.de)

So mancher hätte vor einem Jahr kaum noch etwas darauf gewettet, dass es wieder einen Weltsozialgipfel geben würde. 2007 hatten die Globalisierungsgegner in Nairobi ihr letztes Treffen organisiert, danach war die Bewegung in eine tiefe Sinnkrise geraten. Als zu unübersichtlich, als zu träge hatten sich die Mega-Treffen im Verlauf der Jahre entwickelt. Zu groß war der Chor der Meinungen, als es galt, die diskutierten Themen in Ergebnissen greifbar zu machen.

Insofern hat die aktuelle Finanzkrise bei den Machern des Weltsozialgipfels neue Kräfte freigemacht. Viele sehen sich bestätigt in dem Motto, das die Gipfel seit 2001 begleitet: "Eine andere Welt ist möglich". Die eine Welt zeigt sich jedes Jahr im schweizerischen Davos, beim Weltwirtschaftsgipfel, wo sich die herausragenden Vertreter aus Finanzwelt und Politik die Klinke in die Hand geben. Die andere Welt, sagt Hugo Braun vom Attac-Koordinierungsrat, ist genau das Gegenmodell, und zeigt sich in diesem Jahr im brasilianischen Belém am Amazonas-Delta: "Wir müssen uns gegen die Macht formieren, denn wir sind mit unseren Bedenken und mit unserer Kritik durch diese Finanzmarktkrise bestätigt worden."


In Davos findet alljährlich der Weltwirtschaftsgipfel statt - der Weltsozialgipfel sieht sich als Gegenveranstaltung. (Foto: REUTERS)


Auch politische Prominenz reist an


Rund 120.000 Teilnehmer werden in Belém erwartet. Auf dem Programm stehen mehr als 2000 Veranstaltungen. Politische Prominenz hat sich ebenfalls angesagt. Einige linksgerichtete lateinamerikanische Staatschefs werden am Donnerstag bei einer Diskussionsveranstaltung vor mehreren tausend Zuschauern auftreten, darunter Brasiliens Präsident Lula da Silva, Hugo Chavez aus Venezuela und Evo Morales, der erste Indio-Präsident Boliviens. Sie hatten in den vergangenen Monaten die bisherige Weltwirtschafsordnung nach dem Kollaps der internationalen Finanzmärkte scharf kritisiert.

Weltweite Demonstration am 28. März

Seit 2001 - damals ebenfalls in Brasilien, in Porto Alegre - treffen sich beim Weltsozialgipfel Vertreter von Gewerkschaften, Kirchen, Nichtregierungsorganisationen und Globalisierungsgegner. Anders als bei vorherigen Gipfeltreffen soll in diesem Jahr auch konkret etwas auf den Weg gebracht werden, sagt Hugo Braun von Attac: "Wir haben beschlossen, die Teilnehmer des Weltsozialforums zu bitten, mit uns am 28. März weltweit aus Anlass des G20-Treffens in London gegen die Finanzmarktmanager zu demonstrieren. Es muss wirklich Widerstand formiert werden, damit diejenigen die Folgen tragen, die das Ganze verursacht haben."

Am Weltsozialforum nehmen auch mehr als 50 Stämme von Ureinwohnern aus dem Amazonasgebiet teil. (Foto: AFP)


Doch es wird in den kommenden Tagen bis Sonntag nicht nur um das Thema Finanzkrise gehen, auch die Umwelt-Probleme im Amazonasgebiet sollen in zahlreichen Foren eine Rolle spielen. Etwa die fehlenden Landrechte der Kleinbauern am Amazonas, sagt Rainer Focken Sonneck von der Organisation "Brot für die Welt". Er beschreibt das Problem wie folgt: "Oft ist es so, dass die Kleinbauern in den Urwald quasi vorgeschickt werden, um ihn zu roden. Sobald sie das Land halbwegs urbar gemacht haben, kommt dann ein Großgrundbesitzer mit seinen 'Pistoleros', vertreibt sie und baut Soja an, oder macht eine Viehfarm daraus und die Kleinbauern ziehen wieder weiter in den Urwald."

 

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