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Berichte

Montréal: 15.000 demonstrieren gegen »Turbokapitalismus«

Weltsozialforum in Kanada eröffnet / Über 100 Aktivisten wurde Einreise verweigert - darunter Kandidatin für Nachfolge des UN-Generalsekretärs

(von Vincent Körner/mit Agenturen, neues deutschland)

Berlin. Mit einer Demonstration von rund 15.000 Globalisierungskritikern ist das Weltsozialforum im kanadischen Montréal gestartet. Menschen aus 120 Staaten waren »gegen Ausbeutung und Turbokapitalismus« auf den Straßen, berichtet Francisco Marí vom evangelischen Entwicklungsdienst »Brot für die Welt«. Bei dem Eröffnungsmarsch demonstrierten kanadische Indigene in der ersten Reihe, in dem Demonstrationszug liefen Metallarbeiter neben Lesben und Schwulen, Mönche neben Umweltaktivistinnen, Unterstützer und Gegner der Regierung in Venezuela, so Marí, der auch im International Rat des Weltsozialforums sitzt. »Anstatt langer Reden von AktivistInnen aus aller Welt, gab es nur zwei bewegende Ansprachen und danach aus allen Kontinenten gesellschaftskritische Musik bis tief in die Nacht«, so Marí. Viele Nichtregierungsorganisationen nehmen an dem Welttreffen der Alternativen teil.

Zu Beginn hatte die Haltung der kanadischen Einwanderungsbehörde für Unmut bei den Veranstaltern gesorgt, da sie zahlreichen potenziellen Teilnehmern die Einreise verweigerte. Mehr als 100 Personen seien betroffen, hieß es von den Organisationen. Darunter ist nach Informationen des kanadischen Senders CBC auch Aminata Traoré, ehemalige Tourismusministerin in Mali und Kandidatin für die Nachfolge des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon. Eine aus Guinea stammende Teilnehmerin des Eröffnungsmarsches kritisierte, dass die meisten Teilnehmer aus Kanada und anderen reichen Ländern kämen. »Ich sehe hier nicht viele Afrikaner«, sagte Fatouma Chérif von der westafrikanischen Frauenrechtsgruppe WOPOD zu AFP. »Hier gibt es nur Teilnehmer aus den Ländern des Nordens, und ich sehe nicht, wie das ein Weltsozialforum sein kann.«

In den Berichten von Nachrichtenagenturen ist nur von rund 5.000 Demonstranten die Rede. Frühere Foren zogen rund 100.000 Menschen an, in Montréal werden deutlich weniger als die Hälfte erwartet. Dies sei aber kein Zeichen dafür, »dass das Weltsozialforum an Kraft verliert«, sagte Carminda MacLorin vom Organisationsteam. Bis Sonntag stehen Vorträge und Diskussionen zu Themen wie Armut, Umweltschutz, Klimawandel, Steuerflucht oder Flüchtlingspolitik auf dem Programm. Mehr als 1.000 Organisationen sind in Montréal vertreten, 1.200 Einzelveranstaltungen sind geplant.

Das Weltsozialforum wurde 2001 in Porto Alegre als Gegengewicht zu den Welthandelskonferenzen gegründet. Außer in der brasilianischen Stadt fand das Forum auch bereits in Mali, Indien, Pakistan und zwei Mal in Tunesien statt. Mit der Wahl des Veranstaltungsorts Montréal wollten die Organisatoren ein Signal zur Überwindung des Nord-Süd-Gegensatzes setzen.

Marí sprach von einem leisen und nachdenklichen Auftakt des Weltsozialforums. Die Demonstration habe die Absicht untermauert, »dass in Montreal die Schnittmengen für gemeinsames Handeln gesucht werden und nicht die lauten Parolen anderer Foren. Dabei wird durchaus scharfe Kritik am Turbokapitalismus und an einer Globalisierung geübt, die zu mehr weltweiter Ausbeutung und Unrecht führt«. Es habe sich schon beim Auftakt gezeigt, »dass einer solchen Entwicklung eine Überwindung von Nord-Süd Gegensätzen von unten gestellt werden muss. Es gibt den armen Süden in den Metropolen des Nordens und verantwortungslose Eliten im Süden«, so Marí. Das Forum werde »auf Vielfalt und Unterscheide« setzen, »die nicht trennen, sondern die Plattform schaffen für globale und lokale Veränderungen«.

 

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